Das in der Wildnis und ganz speziell in Grönland nicht immer alles nach Plan läuft, sollte uns die nächste Etappe zeigen. Die Natur und insbesondere das Eis bestimmt den Zeitplan.
Nachdem wir die Nacht an unserem 2. Camp gut überstanden hatten, ging es durch ein Tal entlang eines Sees zurück an den Fjord. Hier mussten wir auch das erste mal durch einen Fluss Furten. In dem eiskalten Wasser mussten wir in Trekkingsandalen etwa 50 m durch ein Flussdelta überwinden und standen fast bis zum Knie im Wasser. Trotz der Kälte war das ein tolles Erlebnis und hat mir richtig Spaß gemacht. Im Gegensatz zu meiner sonstigen Einstellung zu kaltem Wasser machte es mir hier nichts aus und sollte sich auch später bestätigen.
Unser Camp lag auf einer kleinen Landvorsprung am Semilik und da es dort kein Wasser gab nutzten wir den letzten Bach all unsere Wasservorräte aufzufüllen. Wasser findet man hier in der Regel überall und so lange es fließt, kann man es auch bedenkenlos trinken. Die Qualität ist dabei so gut, dass mir zurück in Deutschland das Wasser anfangs nicht mehr wirklich schmeckte.
Da unsere Kochstelle auf Grund der Eisbären immer entfernt von unseren Zelten liegen musste, errichteten wir die Zelte auf einem Hügel während die Kochstelle unten am Wasser lag. Was für uns immer bedeutete 50 hm hoch und runter zu laufen. Wehe man hat etwas in seinem Gepäck unten vergessen. Aber dadurch hatten wir den ganzen Abend und während des Sonnenuntergangs einen wahnsinnigen Blick über den eisgefüllten Fjord. Der Anblick war mit dem ständigen knacken und knirschen des Eises begleitet.
Als weiteres Highlight gab es am Abend frisch gefangenen Fisch zu essen. Heute Früh gelang es unseren Anglern in der Gruppe direkt am letzten Camp ein paar Fische zu fangen. Ein richtig guter Gaumenschmaus.
Am nächsten Tag hieß es um 9 Uhr Abmarsch. Alles war abgebaut und verstaut, da erhielt Dirk die Nachricht, dass wir hier eine Zwangspause einlegen müssten, da die Boote auf Grund des dichten Eises nicht zum nächsten Lagerplatz durchkommen. Würden wir das erst feststellen, wenn wir dort angelangt sind, hätten wir dort weder Essen noch Zelte. Dies würde zwangsläufig bedeuten, dass man zum vorherigen Lagerplatz zurückkehren müsste. Glück gehabt, dies vorher zu wissen!
So hieß es für uns wieder Lager aufbauen. Wir hatten jedoch ein Problem: Wir hatten all unsere Wasservorräte aufgebraucht. So hatten wir zwei Optionen, entweder wir wandern zum nächsten Bach gemeinsam (wegen der Eisbären) oder wir versuchen einen Eisberg aus dem Fjord zu einzufangen und das Eis zu schmelzen. Da einige gern den Tag zum Ausruhen nutzen wollten, entschieden wir uns für den Eisberg. Dirk schaffte es daher zu einem Eisberg zu waten der nahe unserer Kochstelle fest hing und etwas Eis abzuschlagen. Da dies aber nicht für den Tag reichen würde, musste der Eisberg an Land gebracht werden. So erkläre ich mich bereit in den Fjord zu springen und zu versuchen ihn an Land zu schieben. Und so ein Eisberg ist schwer, sehr schwer. So gelang es mir am Ende nur indem ich ganz in den Fjord ging den Eisberg schwimmend so an das Ufer zu schieben, dass er nicht durch die einsetzende Ebbe weg getrieben wurde. Anschließend hackte ich mit dem Messer Eis ab. Durch die Ebbe lag er später komplett im Trockenen, so dass wir ihn weiter zerlegen konnten. Da ich eh schon im Wasser war, nutze ich die Gelegenheit gleich für eine gründliche Körperreinigung. Und wie gesagt, das kalte Wasser hat mir nicht so viel ausgemacht, wundersamer weiße.
Den restlichen Tag verbrachten wir dann schlafend, spielend, und essend. Wir gönnten uns sogar einen leckeren Pudding. Andreas war damit beschäftigt seinen Schuh zu reparieren. Er war am Tag zuvor in einer Felsspalte hängen geblieben wodurch sich seine Sohle abgelöst hatte. Und so unternahm er mit Seilen, Draht, Kabelbindern und Panzertape einen Reparaturversuch, der auch erst mal von Erfolg gekrönt war.
Am nächsten Tag waren die Konditionen wieder besser, so dass wir unsere Tour fortsetzen konnten. Gelernt aus diesem Erlebnis packte jeder in seinen Tagesrucksack auch wärmer Sachen, mit denen man am Zielort eine längere Pause einlegen könnte, sollte das Gepäck nicht angekommen sein und man müsse zurück wandern. Der Weg führte uns heute komplett entlang des Ufers des Fjords. Der Weg war dabei von andauenden auf und ab geprägt an teilweise steilen Böschungen. Kurz vor unserem Camp erwartete uns noch ein tiefer und schnell fließender Gebirgsfluss, den wir Furten mussten. Nur in Unterhose und mit Sandalen ging es durch den Fluss. Das Wasser stand bei mir gut über den Knien und dabei war ich der Größte der Gruppe. Aber wir alle meisterten diese Herausforderung, vor der sich einige fürchteten, da Dirk in der Früh ankündigte, dass je nach Wasserstand das Wasser auch bis zur Hüfte reichen könnte.
Schließlich konnten wir unser Camp für die nächsten zwei Nächte am Strand errichten. Da sich hinter uns ein Tal erzog und es etwas Wolkiger wurde, war dieser Campplatz wesentlich kühler, als die bisherigen. Der kalte Wind vom Indlandeis auf der anderen Seite des Fjords bescherte uns sehr frische Temperaturen.
Eigentlich sollten wir hier drei Nächte verbringen, aber da wir den für hier geplanten Ruhetag schon am letzten Camp einlegen musste fiel er hier weg. So stand eine Tagestour weiter nördlich am Fjord auf dem Programm, bevor es dann durch das Tal zum Qingertivaq-Fjord ging.
Den Tag der Tageswanderung gestalteten wir entspannt, da einige sehr Erschöpft von der bisherigen Tour waren. So starten wir mit leckerem Kaiserschmarn in den Tag bevor wir uns dann gemütlich auf den Weg machten. Wir mussten einige Höhenmeter zurücklegen und konnten dabei ein Schneehuhn erblicken. An einer Gumpe legten wir Mittags rast ein und genossen windgeschützt die Mittagssonne mit einem kleinem Nickerchen bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.
Was auf uns auf der letzten Etappe erwartete lest ihr im finalen Teil.